Dieses Mal war das Seminar rein theoretischer Natur. Der Tapissier Dominique Ranson, welcher selbst schon in Versailles gearbeitet hatte und später Lehrer an einer Pariser Berufsschule war, ließ uns tief in die verschiedenen französischen Polstertechniken der historischen Epochen einblicken und bereicherte unser Seminar mit authentischen Anekdoten und interessanten Begebenheiten der verschiedenen Jahrhunderte.

Angefangen bei der Ägyptischen Antike leitete er, Schritt für Schritt die sich jeweils mit der Zeit weiter entwickelnden Techniken her. Somit kamen wir zu den ersten festen Polstern, welche sich unter der Herrschaft Ludwig XIII. entwickelten, die in Deutschland zeitgleich als Barock bezeichnet werden. Diese frühen Polster sind noch extrem einfach ausgeführt,ohne scharfe Kanten und ausgefeilte Formen. Da diese Polster einfach gefüllt wurden, entstand in Frankreich der Begriff Rombuleur, zu deutsch „Stopfer“, welcher noch heute nach wie vor als Bezeichnung für Pfuscher unseres Handwerks Verwendung findet.
Diese einfachen,bloß gestopften Polsterformen hielten sich wahrscheinlich noch bis zum Regence, der Epoche zwischen Louis XIV. und Louis XV.

Danach wurden erstmalig Bourlets, also fest gepolsterte Kantenwülste, gebaut, da mit den sich verändernden, geschwungener werdenden Möbelformen, sich natürlich auch die Ansprüche an die Polsterung änderten.
Mit dem neuen, höheren Anspruch an die Formen des Polsters, weg von den einfachen geraden, hin zu geschwungenen Formen, entwickelte sich auch das Handwerk weiter.

Mit der Regentschaft Louis XVI. gab es einen großen Ruck in der Entwicklung des Polstererhandwerks. Marie Antoinette soll damals gesagt haben „ alles was vorher rund soll nun gerade sein“. Damit wurde der Stein ins Rollen gebracht, welcher später unser Handwerk in einer Form perfektionieren sollte, wie es danach nicht mehr geschehen ist. Das Empire unter Napoleon I.
Wenngleich im Louis XVI. schon sehr exakte Techniken entwickelt wurden, so waren diese doch noch einfach gegenüber den Ausführungen des Empire, wo die fest und eckig gepolsterte Kante exakt mit der Form der Zarge mitläuft und die Möbel keine Rundungen mehr aufweisen. Wenn auch diese Möbel wenig Komfort bieten konnten, so zeigten sie jedoch eine bis Dato unübertroffene Kunst des Handwerks.
Mit dem Verschwinden des Empire und der Wiedereinführung der Monarchie, dem Stil Restauration, beginnen die Polsterungen wieder Rundungen aufzuweisen.

Die einzige große Erneuerung dieser Epoche,von der wir bis heute profitieren, ist das Aufkommen von geschnürten Federungen. Diese wurden wahrscheinlich zur Zeit Louis-Philipps, definitiv jedoch zur Zeit Napoleon III., dem deutschen Historismus, in Frankreich verwendet. In Deutschland lässt sich der Gebrauch von Schnürungen wohl länger zurück weisen, wobei sie nicht wie heute zur Steigerung der Bequemlichkeit sonder aufgrund der höheren Polster eher als „Füllung“ verwendet wurden.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, das die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland diesbezüglich nur kleine sind, obwohl die stete Entwicklung des Handwerks bei uns erst mit dem Einzug der Hugenotten, die die Entwicklung der gesamten Handwerkszweige beeinflusst haben, von statten ging.

Maximilian Busch
Raumausstatter-Geselle bei
Raumausstattung Busch

Extra aus Paris angereist war Dominique Ranson, ein langjähriger Freund und Kollege des Vereins. Der renomierte „Tapissier“ führte auf der Tagung die Besonderheiten der französischen Wandbespannung mit Tapetentür vor.

Die Technik der historischen Wandbespannung mit Rapport gehört mit zu den Königsdisziplinen der Raumausstatter und findet nur noch selten Anwendung in der Berufspraxis. In den Räumen der Berufsschule Kassel bespannte der Franzose unter den interessierten wie kritischen Augen seiner deutschen Kollegen eine Prüfungkoje mit dieser Technik. Bei der praktischen Ausführung von Zwischenschritten konnten Teilnehmer, die sonst kaum mit Wandbespannung in Berührung kommen, selbst mitarbeiten.

Die Kojendecke wurde mit einer zentral gerafften, halben Sonne mit auslaufenden Strahlen bespannt – eine besonders edle Sonderform der Wandbespannung. Hier konnte Monsieur Ranson auch den alten Hasen der Wandbespannung noch erstaunte Ausrufe entlocken. Seine durchdachte, geometrische Konstruktion des Zuschnitts erfordert zwar eine längere Vorarbeit, führt mit der entsprechenden handwerklichen Präzision aber am Ende zu einer einfachen Umsetzung. Dabei wurden die Vorteile des französischen Prinzips „Konstruktion statt Improvisation“ deutlich. „Es ist immer wieder interessant, welche kleinen Tricks und Kniffe der Kollegen des Nachbarlandes zu wesentlichen Optimierungsgesten führen. Das macht unseren deutsch-französischen Austausch so interessant, meinte einer der teilnehmenden Restauratoren. Dass die Gespräche weit über fachliche Themen hinausgingen, zeigte sich während der geselligen Runden am Abend bei kulinarischen Genüssen aus der Region. Ein neues Mitglied im Verein feierte gebührend seinen Einstand. Herzlicher Dank gebührt der ortsansässigen Christiana Schöllhorn, die mit viel Engagement diese gelungene Tagung organisiert hat.

Die nächste traditionelle Frühlingsreise im kommenden Jahr wird nach Potsdam führen.

Antonia Schwarzmeier

Thema werden die Konstruktion, Zuschnitt und Ausführung von Freihanddekorationen und Schärpen sowie besonders deren Verarbeitung mit Handnähten sein. Als Stoff werden wir wahrscheinlich farbigen Molton verarbeiten.

Vorläufiger Programablauf:
11.10.2012 -Anreise
12.10.2012 – 8.00-18.00 Uhr Praktische Arbeit
13.10.2012 – 8.00- 18.00Uhr Praktische Arbeit
14.10.2012- 9.00-11.00 Uhr Mitgliederversammlung

Die Anmeldung kann bis 15. Juni unter info@brr-ev.de erfolen.

Diesmal waren die Restauratoren zu Gast im Schloss Romrod bei Alsfeld in Hessen. In der schön gelegenen und imposanten Anlage befindet sich das Zentrum für Kultur und Weiterbildung der der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz.

Rund um die wichtigen Problemfälle Wiederverleimung und Oberflächenbehandlung gestaltete Referent Thyl Feuerstein, Experte für Holzrestaurierung aus Berlin, ein abwechslungsreiches, praxisorientiertes Fachseminar, das auch den Experten höchste Konzentration und handwerkliche Geschicklichkeit abverlangte.

Die rund 20 Teilnehmer hatten eigene Objekte aus ihrem Fundus wie Spiegelrahmen, Sesselgestelle oder Tische mitgebracht. So konnte an ganz unterschiedlichen Objekten in Theorie und Praxis geübt werden.

Kenntnisse der Arten und Eigenschaften edler Hölzer, Unterschiede der Polituren in Material und Auftragstechnik aber auch Möglichkeiten der Verleimung wurden vermittelt. Die Teilnehmer waren durchweg begeistert und dankten dem Referenten mit herzlichem Applaus und einem kleinen Gastgeschenk.

„Der Referent war klasse und konnte viele neue Fertigkeiten vermitteln. Aber die Teilnehmer konnten auch eigene Kenntnisse einbringen und es kam ein reger Erfahrungsaustausch zustande. Für eine Gemeinschaft von Experten wie uns ist das ein wichtiger Nutzen. Schließlich ist es als Verband unser Ziel, die Zusammenarbeit der Mitglieder im beruflichen Alltag zu verbessern“, meine Dirk Busch, Vorsitzender des Bundesverbandes der Restauratoren im Raumausstatterhandwerk.

Abgerundet wurde das Fachseminar mit einer Schlossführung durch Hans Ermel von der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz. Dabei erfuhr man in netten Anekdoten einiges über die Entwicklung der Burg zum Schloss bis hin zum modern ausgestatteten Tagungshotel.

Am Rande des Seminars fand auch die Mitgliederversammlung statt. Hier wurden die notwendigen Formalien der Verbandsarbeit erledigt und die anstehenden Aktivitäten besprochen. 2011 wird wieder ein fachpraktisches Seminar unter der Leitung des französischen Kollegen Dominique Ranson stattfinden. Die Organisation dafür wurde in die Hände des Präsidenten Eddi Graf gelegt, der seine guten Kontakte zum Kloster Lorsch und dem Schwetzinger Schloss nutzen wird.

Besonderer der Teilnehmer ging an Frau Ratzinger für die herzliche Betreuung und Versorgung der Tagungsteilnehmer sowie an Frau Busch, die wie immer bei der Organisation die Feder führte.

Tagungsablauf:
Donnerstag 14.10.2010
Anreise und Vorstandssitzung. Abendliche Schlossführung und gemeinsames Abendessen.

Freitag 15.10.2010
Fachseminar und praktisches Arbeiten.
19:00 Uhr gemeinsames Abendessen

Samstag 16.10.2010
Fachseminar und praktisches Arbeiten.
19:00 Uhr geselliger Abend bei Markus Jesberg

Sonntag 17.10.2010
Mitgliederversammlung, anschließend Heimreise.

21. – 24.05.2009 ( Ziel: Einstige Webermetropole Sachsen )
22. – 25.10.2009 ( Thema: Fortsetzung der französischen Polstertechniken mit Dominique Ranson )

Um die Kenntnis dieser aufwändigen Techniken zu vertiefen, hatte der Bundesverband der Geprüften Restauratoren im Raumausstatterhandwerk e. V., seine diesjährige Fortbildungsveranstaltung diesem Thema gewidmet.

Als Referenten konnten der renommierte Experte und Polstermeister Dominik Ranson von der Fachschule ECOLE SUPERIEUR DES METIERS DE L’AMEUBLEMENT in Paris und die ehemalige Direktorin, Filomena Adelesso-Sean, gewonnen werden.

Das Seminar ging über zwei Tage und hatte praktisch und theoretisch das Thema klassische Rosshaar-Polsterung in Fasson mit allen erforderlichen Garnierarbeiten zum Inhalt. Die Praxis wurde an einer Nachbildung eines typischen Louis XVI Sessels geübt. Die Gestelle und alle erforderlichen Materialien wurden aus Frankreich auf Empfehlung des Referent beschafft. So musste jeder der 22 Teilnehmer an seinem Stuhl sein Können unter Beweis stellen.

Alle Teilnehmer waren begeistert von Dominik Ranson. Einhellig wurde seine hohe Fachkompetenz, aber auch seine Fähigkeit, diese an die Teilnehmer weiter zu geben, gelobt.

Die nachstehenden Fotos zeigen einige Arbeitsgänge an dem Objekt.

Ein kluger Vorstand bedenkt jedoch nicht nur die fachlichen Erfordernisse seiner Mitglieder. Zur Verbandsarbeit gehört natürlich auch die Geselligkeit. Daher gab es abends eine gesellige Runde mit typischem Ambiente und Essen der Region.

Besonderen Dank für ihren Beitrag zum Gelingen des Seminars erhielten nicht nur die Französischen Gäste in Form eines Gastgeschenkes. Auch Uwe Stein, Antonia Schwarzmeier und Andreas Reitz, die als Dolmetscher fungierten, wurden geehrt. Heike Busch bekam als Dank für ihre organisatorischen Hilfe einen Blumenstrauß. Ehrenvorstandsmitglied Hans Joachim Scholz überreichte Dirk Busch, Uwe Stein und Michael Geisler ein Buchpräsent.

Im nächsten Jahr wird die Veranstaltung fortgesetzt, darüber waren sich zum Abschied alle einig.

Dirk Busch

Auch dieses Jahr stellen Edmund Graf, Albert Holtz und Jürgen Schwarzmeier auf der Europäischen Messe für Restaurierung, Denkmalpflege und Stadterneuerung in Leipzig aus.
http://www.denkmal-leipzig.de/

2006-10-22 18:41:27 – Das Treffen zur Tagung findet in Leipzig vom 27. bis 29. Oktober 2006 statt.